Fortbildung

Empfehlungen zu Kursinhalten

Bereich Kopf- und Gesichtsschmerzen, für den theoretischen Weiterbildungskurs zur Zusatzbezeichnung "Spezielle Schmerztherapie" nach den Richtlinien zur (Muster-) Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer.

1. Systematik der Kopf- und Gesichtsschmerzen (2 Std.)

Im allgemeinen Systematik, Einteilungsprinzipien und diagnostische Kriterien der Klassifikation der International Headache Society (IHS), publiziert in Cephalalgia (1988; 8 Suppl 7: 1-92) und in deutscher Übersetzung in Nervenheilkunde (1989; 8: 161-203).

Im speziellen Diagnosekriterien der folgenden Gruppen:

  • Migräne ohne und mit Aura
  • Kopfschmerz vom Spannungstyp
  • Clusterkopfschmerz und chronische paroxysmale Hemikranie
  • Kopfschmerz durch Einwirkung von Substanzen oder deren Entzug
  • Kopfschmerz oder Gesichtsschmerz bei Erkrankungen des Schädels sowie im Bereich von Hals, Augen, Ohren, Nase, Nebenhöhlen, Zähnen, Mund oder anderen Gesichts- oder Kopfstrukturen
  • Kopf- und Gesichtsneuralgien, Schmerz bei Affektion von Nervenstämmen und Deafferentierungsschmerzen

Diskussion der Gruppe der sog. trigemino-autonomen Kopfschmerzen, der täglich auftretenden Kopfschmerzen (sog. Chronic Daily Headache) und der Abgrenzung zwischen Kopfschmerz vom Spannungstyp und cervikogenem Kopfschmerz. Spezielle diagnostische Verfahren bei Kopfschmerzen (Wertigkeit der klinisch-neurologischen Untersuchung, bildgebender Verfahren und neurophysiologischer Methoden).

2. Diagnostik und Pathophysiologie idiopathischer Kopfschmerzerkrankungen (2 Std.)

Epidemiologie und Symptomatik der verschiedenen Formen von Migräne, Kopfschmerzen vom Spannungstyp und Clusterkopfschmerz. Pathophysiologie der Migräne (insbesondere genetische Grundlagen, Theorie der trigeminovaskulären Aktivierung), des Kopfschmerzes vom Spannungstyp (insbesondere Veränderung der antinozizeptiven Hirnstammreflexe, prädisponierende individuelle Veränderungen wie z.B. Myoarthropathie, Schädel-Hirn-Trauma) und des Clusterkopfschmerzes (insbesondere hypothalamisch-trigemino-autonome Aktivierung).

Faktoren der Chronifizierung von Kopfschmerzen und psychologische Aspekte bei der Kopfschmerzentstehung.

Notwendigkeit apparativer Diagnostik bei idiopathischen Kopfschmerzerkrankungen und Differentialdiagnostik der idiopathischen Kopfschmerzerkrankungen.

3. Therapie idiopathischer Kopfschmerzerkrankungen (3 Std.)

Therapie der Migräne nach den Richtlinien der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (Nervenheilkunde 2000; 19:335-345):

  • abgestufte medikamentöse Akuttherapie (Substanzen, Indikationen, Kontraindikationen, Nebenwirkungen)
  • Notfalltherapie der akuten Migräneattacke
  • Differentialindikation für ergotaminhaltige Präparate und Triptane
  • Medikamentöse Prophylaxe der Migräne (Substanzen der ersten und zweiten Wahl, Indikationen und Kontraindikationen, Nebenwirkungen)
  • Psychotherapeutische, insbesondere verhaltenstherapeutische prophylaktische Maßnahmen bei Migräne (insbesondere Entspannungsverfahren, Biofeedbackverfahren, Schmerzbewältigungstraining)
  • Unwirksame Verfahren bei Migräne

Therapie der Kopfschmerzen vom Spannungstyp nach den Richtlinien der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (Schmerz 1998; 12: 156-170):

  • medikamentöse Akuttherapie und Prophylaxe (Substanzen, Indikationen, Kontraindikationen, Nebenwirkungen)
  • nicht-medikamentöse Verfahren (insbesondere Entspannungsverfahren, Biofeedbackverfahren, Schmerzbewältigungstraining)

Therapie der Clusterkopfschmerzen und der chronischen paroxysmalen Hemikranie nach den Richtlinien der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (Nervenheilkunde 1997; 16: 548-557):

  • Medikamentöse Akuttherapie der Clusterattacke (Substanzen, Indikationen, Kontraindikationen, Nebenwirkungen)
  • Medikamentöse Prophylaxe der Clusterattacken (Substanzen, Indikationen, Kontraindikationen, Nebenwirkungen)
  • Einsatz von Indometacin in der Kopfschmerztherapie

Besonderheiten der Therapie von idiopathischen Kopfschmerzerkrankungen im Kindesalter (Unterschiede in der Symptomatik und in der Wahl der medikamentösen Substanzen) und von Frauen (insbesondere menstruelle Migräne, Schwangerschaft).

4. Medikamenteninduzierter Kopfschmerz (1 Std.)

Epidemiologie und Symptomatik des medikamentös induzierten Kopfschmerzes nach den Kriterien der IHS (8.2.1 und 8.2.2.). Pathophysiologie dieser Kopfschmerzen (insbesondere Entstehungsbedingungen, somatische und psychische Voraussetzungen). Differentialdiagnose von täglich auftretenden Kopfschmerzen.

Therapie des medikamentös induzierten Kopfschmerzes nach den Richtlinien der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (Nervenheilkunde 1999; 18: 143-146):

  • Kriterien für ambulanten und für stationären Entzug
  • Medikamentöse Akuttherapie und Prophylaxe während des Entzugs (Substanzen, Indikationen, Kontraindikationen, Nebenwirkungen)
  • Nicht-medikamentöse Maßnahmen während des Entzugs und danach
  • Besondere medikamentöse Therapie beim Entzug von Opiaten und Benzodiazepinen
  • Prophylaxe eines Rückfalls, Patientenführung beim medikamentös induzierten Kopfschmerz.

5. Differentialdiagnose von Gesichtsneuralgien und -schmerzen (1 Std.)

Definition der Trigeminusneuralgie und anderer Neuralgien im Gesichtsbereich sowie der Trigeminusneuropathie (früher: atypischer Gesichtsschmerz). Pathophysiologie der Trigeminusneuralgie (insbesondere sog. idiopathische versus symptomatische Formen); somatische und psychische prädisponierende Faktoren für die Entstehung einer Trigeminusneuropathie. Apparative Diagnostik von Gesichtsneuralgien und -neuropathien (insbesondere Indikationen für kranielle Bildgebung und neurophysiologische Methoden).

Weitere Differentialdiagnosen der Trigeminusneuralgie und der Gesichtsschmerzen (insbesondere Erkrankungen im HNO-Bereich wie Sinusitis, Otitis und Parotitis; im ophthalmologischen Bereich und im zahnheilkundlichen Bereich). Besondere Bedeutung, Symptomatik und Pathophysiologie der Myoarthropathie.

6. Therapie von Gesichtsneuralgien und -schmerzen (1 Std.)

Therapie der Trigeminusneuralgie und anderer Gesichtsschmerzen nach den Richtlinien der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (Schmerz 1998; 12: 419-427):

  • medikamentöse Stufentherapie der Trigeminusneuralgie (Substanzen, Indikationen, Kontraindikationen, Nebenwirkungen)
  • Indikationen und Methodik der invasiven, destruierenden und operativen Verfahren bei der Trigeminusneuralgie (insbesondere vaskuläre Dekompression nach Jannetta, extrakranielle Glycerinapplikation und Elektrokoagulation); kritische Würdigung weiterer destruierender Verfahren (z.B. Rhizotomie)
  • medikamentöse Therapie der Trigeminusneuropathie (Substanzen, Indikationen, Kontraindikationen, Nebenwirkungen)
  • nicht-medikamentöse Therapie der Trigeminusneuropathie
  • Therapie der Myoarthropathie (medikamentöse Verfahren, Aufbissschiene)